Alles rund um den Schlaf

Warum schlafen wir?

Schlaf ist seit 2,5 Mio. Jahren Teil des Lebens aller Organismen. Auch einzelne Zellen machen alle 20 Min. eine Pause, dies könnte man als erste Form des „Schlafes“ bezeichnen. Für Menschen ist die Erholung durch den Schlaf essenziell, dauerhafter kompletter Schlafentzug führt zum Tod.  Wir schlafen also, um am Leben zu bleiben!  Was ist Schlaf also? Schlaf ist ein sehr komplexes Zusammenspiel von lebenswichtigen Körperfunktionen, 
ohne die der Mensch nicht überleben kann.

Grundlage unseres Lebens ist der Schlaf-Wach-Rhythmus, wir sind ganz klar Gewohnheitstiere.

Grundlage sind der homöostatische Schlafantrieb und der circadiane Rhythmus: Der homöostatische Schlafantrieb akkumuliert während Wachheit und fördert Schlaf. Während des Schlafes vermindert er sich im Schlaf wieder, Korrelat könnte der Botenstoff Adenosin sein. Der Circadiane Rhythmus (circa – ungefähr; dia – Tag) reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus ungefähr im Tagesrhythmus. Er ist zum einen genetisch kontrolliert (CLOCK-Gen), zum anderen gibt es einen Rhythmusgeber im Gehirn (genauer Hypothalamus). Nicht zuletzt wird der circadiane Rhythmus durch externe Zeitgeber (Hell/Dunkel) synchronisiert.

 

Wie kommt es zum Einschlafen?

Dunkelheit regt die Zirbeldrüse (Epiphyse) dazu an, ausreichend den Botenstoff Melatonin zu produzieren, er wirkt schlafanstoßend. Dies erfolgt nicht nur in der Nacht, sondern auch bei Lichtmangel an dunklen Wintertagen. Die erhöhte Melatonin-Konzentration im Blut bereitet uns auf den Schlaf vor. Jetzt schalten alle Systeme auf Entspannung:
 
Die Herzfrequenz nimmt ab, der Blutdruck und die Körpertemperatur sinken. 
Die Atmung wird flacher und sehr regelmäßig. 
Die Muskulatur entspannt sich.

 

Unser Schlaf hat einen Rhythmus!

Während des Schlafens durchlaufen wir einen sich wiederholenden Rhythmus:

Einschlafphase → leichter Schlaf → Tiefschlaf→ REM-Schlaf→ leichter Schlaf → Tiefschlaf → REM-Schlaf usw. Solch ein Zyklus dauert etwa 90 bis 110 Minuten und wird pro Nacht vier- bis siebenmal durchlaufen. Vor allem die ersten beiden Schlafzyklen sind für die Erholung des Gehirns wichtig und werden
 daher auch als Kernschlaf bezeichnet. Die nachfolgenden Zyklen heißen demgegenüber Füllschlaf oder Optionalschlaf.

Der sogenannte Leichtschlaf (Stadium N1) liegt im mittleren Lebensalter (ca. 30 Jahre) bei etwa 5%, der nachfolgende stabile Schlaf (N2) bei etwa 45–55%. Der Tiefschlaf (N3) umfasst etwa 15–25%, der Traumschlaf (REM-Schlaf) 20-25%. Letzterer ist durch die bekannten schnellen Augenbewegungen eindeutig abzugrenzen (Rapid Eye Movements).

 

Schlaf hat einen starken Einfluss auf unseren Körper und unser Wohlbefinden!

Gesunder Schlaf fördert die Erholung und unser Wohlbefinden. Umgekehrt kann ein nicht-erholsamer Schlaf unser Leben auf den Kopf stellen, weil der Schlaf fast alle Körperfunktionen beeinflussen kann. Hier nur einige Beispiele: Eine Schlafdauer von weniger als 6 Stunden und ein Einschlafen nach Mitternacht sind assoziiert mit einer Zunahme des Körpergewichtes! (Adipositas, 
Jorgensen 2015, 1 Mio Studienteilnehmer!). Auch Schulkinder mit weniger als 9 Stunden Schlaf pro Nacht haben ein höheres Risiko für Adipositas
 (van Cauter 2008). Das Hormon Ghrelin macht hungrig, bei geringer Schlafdauer steigt der Ghrelin-Spiegel signifikant an und es besteht ein höheres Risiko für Adipositas
 (Taheri 2004). Das Hormon Leptin wird in Fettzellen (Adipocyten) produziert und macht satt. Wenig Schlaf führt zu einer Verminderung des Leptinspiegels
 und zu gesteigertem Appetit (Hakim 2015).

Schlaf beeinflusst auch unseren Intellekt: Der Schlaf außerhalb des Traumschlafes (NonREM-Schlaf) fördert das Lernen von Fakten. Der Traumschlaf (REM-Schlaf) fördert die geistige Erholung, den Erhalt der Konzentrationsfähigkeit, das prozedurale und 
 emotionale Lernen und die Verarbeitung von Tagesereignissen.

Nicht-erholsamer Schlaf vermindert unsere Leistungsfähigkeit bei alltäglichen Tätigkeiten: Schlafmangel führt zu erhöhter Schläfrigkeit, und das Risiko für Autounfälle nimmt zu. Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Konzentration sind vermindert, die Reaktionszeit verlangsamt sich signifikant. Bei Kindern ist Schlafmangel mit einem höheren Risiko für Hyperaktivität assoziiert.

Auch das Immunsystem wird in seiner Leistungsfähigkeit bei Schlafentzug beeinflusst: In Studien konnte klar gezeigt werden, dass Botenstoffe bei Schlafentzug vermindert produziert werden und dass bei Schlafentzug nach einer Grippeimpfung weniger Antikörper produziert werden.

Schließlich wird der Hormonhaushalt durch nicht-erholsamen Schlaf negativ gestört, es werden neben den oben angesprochenen Hormonen des Fettstoffwechsels auch weniger Hormone wie Wachstumshormon, Prolactin und Testosteron  produziert.

Wozu ist Schlaf also gut?

Fast für alles!!

 

Und was ist wenn der Schlaf nicht normal ist?

Unser Schlaf kann durch vielerlei Probleme gestört sein: An erster Stelle sind hier die schlafbezogenen Atmungsstörungen zu nennen, bei denen schädliche Atempausen die Sauerstoffsättigung im Blut vermindern. Aber auch die sogenannte Schlaflosigkeit (Insomnie) kann stressbedingt den Schlaf nicht-erholsam machen.

 

Was versteht man unter Schlafapnoe?

Schlafapnoe beschreibt sich wiederholende Verlegungen der oberen Atemwege, die zum teilweisen oder kompletten Verschluss im Rachenbereich führen können. Diese Ereignisse führen häufig zum Absinken der Sauerstoffsättigung im Blut (SaO2) und werden normalerweise
durch kurze Stress- und Weckreaktionen des Körpers (Arousals) beendet. Die Erkrankung ist häufig: 24% der Männer und 9% der Frauen
 leiden unter Obstruktiver Schlafapnoe (OSA), 75% der OSA-Patienten sind noch nicht diagnostiziert oder therapiert!

Risikofaktoren für Schlafapnoe sind: erhöhtes Körpergewicht (Adipositas), anatomische Gründe (vergrößerte Mandeln, kräftiger Weichgaumen, vergrößerter Zungengrund), bei Frauen

hormonell (Postmenopause), generell auch 

endokrin (Schilddrüsenunterfunktion)

. Schlafapnoe kommt familiär gehäuft vor. 

Der Konsum von Alkohol und Schlafmitteln führt ebenfalls zu Atempausen.

Hauptorte für die Verlegung der Atemwege sind hinter dem Gaumen, dem Zäpfchen und hinter dem Zungengrund. Alle Obstruktionen können jedoch auch in Kombination auftreten.

Schlafapnoe kann zur kognitiven Beeinträchtigung führen, Symptome reichen von Morgen-/Tagesmüdigkeit über Lethargie
 hin zu neuropsychologischen Symptomen wie Konzentrationsstörung, verminderte Gedächtnisleistung, Depression und Irritabilität.

Wiederholte Atempausen und die damit verbundenen Stress-/Weckreaktionen können kardiovaskuläre Probleme bewirken: Schlafapnoe ist assoziiert mit Koronarer Herzerkrankung: Die Schlafapnoe kann hier direkter Auslöser sein durch oxidativen Stress und systemische 
   Entzündungsreaktion mit Arteriosklerose. Als Folge kann es zum Herzinfarkt kommen.  Schlafapnoepatienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen wie z.B. persistierendes Vorhofflimmern, unbehandelt liegt hier das Risiko bei 82%, bei erfolgreicher Therapie bei 42%. Gleiches gilt für das zentrale Nervensystem: Schlafapnoe ist ein unabhängiger Risikofaktor für Schlaganfall. Zusätzlich ist Schlafapnoe assoziiert mit einem 2,5-3x erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle.

 

Untersuchung und Therapie

Die Abklärung umfasst eine umfangreiche Anamneseerhebung und Dokumentation durch Fragebögen, dann erfolgt die klinische Untersuchung mit Endoskopie von Nase, Rachen und Kehlkopf. Anschließend ist in Deutschland eine Untersuchung mit einem sogenannten Polygrafie-Gerät vorgeschrieben, einem sehr kleinen Gerät, das die Schlafdiagnostik zu Hause ermöglicht. Auf diese Weise ist die Antwort, ob eine Schlafapnoe vorliegen kann, möglich und daraus folgend, ob eine weiterführende Diagnostik im Schlaflabor notwendig ist.

In diesem Fall umfasst sie einen zweinächtigen Aufenthalt im Schlaflabor. Das Schlaflabor ermöglicht die präzise Diagnostik in einer hotelähnlichen Umgebung. Mittels Elektroden werden Hirnströme und Muskelbewegungen gemessen, es erfolgt die Auswertung von Tonsignalen bezüglich des Schnarchens und der Beurteilung der Atmung mittels Atemflusssensoren sowie Brust- und Bauchgurten. Auch die Körperposition wird registriert. Dadurch ist eine Zuordnung der Entstehung von Atempausen möglich. Zusätzlich lassen sich andere Schlafstörungen wie z.B. pathologische Beinbewegungen (Restless Legs Syndrome, Periodic Limb Movement Disorder) diagnostizieren.

Häufig kann im gleichen Schlaflaboraufenthalt schon eine Therapie eingeleitet werden, z.B. die Beatmungstherapie oder die Behandlung mit einer Rückenlagevermeidungsweste. Bei weniger ausgeprägten Befunden ist auch die Behandlung mit einer sogenannten Unterkieferprotrusionsschiene möglich. Als Alternative wird auch immer eine chirurgische Behandlung erwogen. Sie reicht von minimal-invasiven Behandlungen durch Radiofrequenzenergie am weichen Gaumen oder Zungengrund über die Verkleinerung oder Entfernung der Mandeln bis hin zur Therapie mittels Zungenschrittmacher (Hypoglossus-Stimulator). Um diese Alternativen genauer abzuwägen, kann die endoskopische Untersuchung im künstlich eingeleiteten Schlaf nützlich sein: Bei einer sogenannten Schlafvideoendoskopie wird der Patient durch den Narkosearzt in einen künstlichen Schlaf versetzt, nun ist die endoskopische Untersuchung der Nase und der oberen Atemwege möglich. Auf diese Weise ist es möglich, die Ursache der Verlegung der Atemwege oder des Schnarchens genau zu lokalisieren.

Bei anderen Schlafstörungen erfolgt auch immer die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen (Innere Medizin, Neurologie).

 

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